Rückehr

Nach deiner Rückkehr

schreibt meine Mutter

     in kleine

        krankenhausgrüne

Nachrichtenstücksel

Wenn du wieder da bist

Ich stöpsel mir die Augen zu

               am besten würde ich all meine Poren verschließen

denke ich

         die Sinne abschnüren

         die Zeit austricksen

doch in meinen Schlund haben sie Beton gekippt

schiefe Bodenplatten                        statt Zähnen gepflanzt

was meine Gefühle am besten ausdrückt

sind wohlmöglich Straßenschilder

Welche gottverdammte Rückkehr?

bin doch schon fort

zu weit rausgeschwommen vielleicht

                                            wovon sprichst du noch

lieg irgendwo auf so´nem Strand

mit grünen Algen in den Nasenlöchern

Wasserschleichenhaut

und Schlamm als Haaren

„das Weggehen hat ihr nicht gut getan“

   werden die Leute sagen

„so zwischen den Scherben zu segeln“

   werd ich sagen

   und summen

   wie damals 

es                                                stimmt

da         gib     t es             noch

sowas       z erstückeltes                                  in mir

Hei mat

wie war das ?

und

ist es g enug? 

Versuch 1

Alles was zählt.

Frühling mit dem Versprechen auf Sommer. Das erste Gewitter vor einer halben Stunde. Die Luft war stickig, schwül, den ganzen Tag schon. Man konnte Löcher hinein schneiden. Ich habe das Atmen vermisst. Nun regnet es draußen. Es ist kühler geworden und ich habe die Fenster geöffnet, um alles hinein zu lassen. Um meinen Raum aufzufüllen mit den Geräuschen von auf Dächer prallenden Tropfen und fliegenden Flugzeugen irgendwo im Tosen über mir. Mit dem Geruch von frischem Gras im April. Ich liege auf dem Teppich. Die Augen weit aufgerissen, wartend. 

Und alles was zählt, ist, dass ich darüber schreiben kann. Dass ich aus dem Moment, der Atmosphäre dieses Augenblicks etwas schaffe. Und es ist egal, ob ich es ins Internet werfe oder als Dateileiche auf meiner Festplatte verbleichen lasse. Ob es jemand ließt oder ob irgendjemand auch nur einen Splitter dessen erkennt, was ich in jenem Spiegel sah, in den ich beim Schreiben geblickt habe. Was zählt ist, dass es da irgendwo diese Worte, diese Texte, diese Gedichte gibt. Dass sie mein Boot auf dem schwarzen Wasser sind. Mein Ort, an den ich gehen kann und der mir von der Luft an diesem Tag erzählt und davon, warum ich die Fenster an jenem Abend so weit geöffnet habe.